Schattenkinder
Oper von mir und dem spanischen Komponisten Enrique Ugarte
Im März 1994 wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, noch im gleichen Jahr EU-Mittel für ein Kulturprojekt auszugeben. Das Projekt müsse sofort beginnen. Nach einem Monat gab es ein Thema, weitere zwei Wochen später eine Konzeption. Das Thema: Die Kinderkreuzzüge 1212. Eine große Oper sollte entstehen. Im Mai 1994 stand das Leitungsteam fest. An drei Standorten in Deutschland und je einem in Montpeiller in Frankreich und Genua/Italien sollte die Inszenierung entstehen. Ende Juli 1994 konnte ich die erste Fassung des Libretto vorlegen. Als dann im September die Proben begannen, lagen bereits die ersten Noten vor. Zentral wurde das alles von Großenhain/Sachsen aus organisiert. Büros in München und Kassel haben die Koordination der Arbeit unterstützt. Erstmals zu Ostern 1995 sind alle Beteiligten (außer Orchester) zu ersten gemeinsamen Proben in Montpeiller zusammengekommen - für gut zehn Tage.
Im Juni 1995 zur Premiere in München standen um die 200 Menschen auf der Bühne - 14 internationale Solisten, drei Chöre, eine Tanzgruppe, 5 Bühnenmusiker mit mittelalterlichen Instrumenten sowie Kontrabaßfagott und Kontrabaßklarinette. Es spielte die Philharmonie der Nationen in großer Besetzung.Bühnenbild und Kostüme entstanden in eigenen Werkstätten.
Ein Kraftakt, der kaum mehr zu toppen ist.
Das 1228 geschriebene Palästinalied von Walther von der Vogelweide oder eine daran stark angelehnte Melodie durchzieht die Kinderchöre wie ein roter Faden. Insgesamt aber ist diese Oper Schattenkinder musikalisch wesentlich reicher und vielgestaltiger als etwa Wilfried Hillers in direkter Orff-Nachfolge geschriebener Goggolori - um ein beinahe allgemein bekannt gewordenes Beispiel zum Vergleich zu nennen. Das Sujet gibt in der Tat an musikalischen Anregungen sehr viel her, von mittelalterlichen Tänzen in den Bauernddörfern, in welchen die Kinder “gesammelt” wurden bis zur türkischen Musik beim Sklavenhandel... Wer sich für Oper interessiert, sollte sich die Gelegenheit eines musikalisch-szenisch saftigen Exemplars nicht entgehen lassen."
Süddeutsche Zeitung
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